Gewandung

Hochgotik

 
 

Für die Idealvorstellungen der Mode in der Hochgotik kann man die berühmte Heidelberger Handschrift, das Liber Manesse heranziehen. Dieses Buch ist  geradezu ein Who's Who der damaligen Adelsgesellschaft.


Auch in der Hochgotik zeigt man gerne seinen (verhüllten) Körper. Anders als in der Frühgotik sind jegliche quer verlaufenden Linien in den Kleidern aber jetzt absolut unmodisch. Daher verzichtet man auch wieder auf die Schnürungen, die ja Querfalten erzeugen, und schneidet die Kleider so schmal zu, wie es ohne eine Schnürung noch gerade möglich ist. Ab der Taille sorgen eingesetzte Geren für reich fallende Falten bis zum Boden, charakteristisch ist der schmale Zuschnitt am Oberkörper, der eine kleine Falte erzeugt, die links und rechts auf Achselhöhe von der Brust aus zum Arm hinauf läuft.


Für Männer wird das Gewand etwas länger, man trägt es jetzt bis ca. eine Handbreit über dem Fußknöchel, für Frauen löst eine Überlänge ringsum die Schleppe ab. Frauen müssen daher ihr Kleid beim Gehen stets raffen, sehr charakteristisch ist auch die Abbildung von Frauen, die einen Teil ihres sehr langen und weiten Rocks über den Arm gelegt haben. Genauso wie die Schnürungen sind auch die sehr weiten Ärmel inzwischen vollständig aus der Mode verschwunden. Den Ärmel tragen Männer wie Frauen jetzt am Unterarm eng anliegend und mit einer leichten Überlänge bis etwa zur Mitte des Handtellers. Jetzt tauchen auch zum ersten Mal Knöpfe auf, und in reicher Anzahl. Sie ermöglichen es, den Ärmel am Unterarm eng anliegend zu schneidern, und trotzdem mit dem Handgelenk noch durchzukommen. Einen Halsausschnitt verschließt man dahingegen weiterhin noch meistens mit dem Fürspan.


Die Abbildungen des Liber Manesse zeigen zwei neue Mantelformen, einen nur von Männern und einen von beiden Geschlechtern getragen, welche, der Häufigkeit ihrer Abbildungen nach, sehr beliebt gewesen sein müssen.


Der Mantel, den man nur bei Männern sieht, heißt Garnache. Es ist offensichtlich kein Mantel für schweres Wetter, da die Ärmel halbkreisförmig den Arm nur bis ungefähr bis Ellenbogen bedecken. Die nach unten ausgestellte Form des Mantels erzeugt die so beliebten Längsfalten.


Der andere Mantel, getragen von Männern wie Frauen, heißt Gardecorps. Es handelt sich um einen häufig bei Reitszenen dargestellten Mantel, dessen überlange Ärmel die Hände auch beim Reiten warm halten. Ein Schlitz in der Mitte der Ärmels erlaubt es, die Hände hindurchzustecken, so dass man, wenn es nötig ist, nicht von den langen Ärmeln behindert wird.


Beide Kleidungsstücke werden mit Gugeln kombiniert, deren Kragen nicht sehr lang ist, und die auch nicht über einen größeren Zipfel zu verfügen scheinen, jedenfalls keinen, der bei nicht aufgesetzter Kapuze auf den Abbildungen sichtbar wird.


Wie bei allen anderen Perioden, so gilt auch hier, dass die Abbildungen ein idealisiertes stereotypes Bild zeigen; wer kein Klischee darstellen möchte, informiert sich am besten über Funde, die von Zeit und Region auf die gewünschte Darstellung passen, ich entwerfe dann gerne entsprechende Schnittmuster.


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